ÜBER MICH

In meinem malerischen und graphischen Werk verfolge ich nur wenige Grundthemen wie Kreis oder Spirale, die sich im Rhythmus von Verdichtung und Auflösung mit naturhaften Strukturen verbinden. Die Arbeiten sind von gestisch-zeichenhafter Wirkung, ihre Formen stehen in einem unauflässlichen Netzwerk von Beziehungen.

Beides, Abstraktes und Assoziatives ist in meinen Bildern enthalten. Unter „assoziativ“ verstehe ich die Darstellung einer Formidee, die jedem Ding innewohnt. Zum Beispiel: Die Darstellung eines Vogels: Eine rein naturalistische Wiedergabe wirft Fragen nach Art, Aufenthalt, Alter des Vogels auf – Aspekte, die mich in meiner Malerei nicht interessieren. Ich suche nach den formalen Merkmalen des Schwebens und Fliegens, in denen sich das Wesen des Vogels ausdrückt. Nicht der konkrete Gegenstand, sondern die Vorstellung davon ist mir Inspiration zu den Bildern. Diese assoziative Darstellungsweise lässt dem Betrachter einen großen Spielraum für subjektive Interpretationen.

Rudolf Härtl  über meine Arbeit: „Kurt Steinacher macht in seinen Arbeiten Werden und Vergehen, Verdichtung und Auflösung als gleichsam universelles dynamisches Entwicklungsprinzip der Natur sichtbar.“

 

Kurt Steinacher als Maler
Man merkt, dass sich Kurt Steinacher intensiv an der Natur geschult hat, auch wenn er bald begann, die Naturformen zu geometrisch-abstrakten Gebilden zu reduzieren und damit zu objektivieren. Er konstruierte zunächst seine Bilder streng symmetrisch zur Mittelsenkrechten als Rückgrat der Komposition und fand bald zu dem für sein Werk typischen Kreismotiv. Dennoch blieben immer noch vegetabile oder figurale Formen erahnbar, wie die aus Kreissegmenten zusammengesetzte Lanzett-, Flügel- oder gar Libellenform. Das dann auch verwendete Kreuzmotiv weist aber bereits den Weg zu einer weiteren abstrakten Phase, die auf der vorhergehenden aufbaut und in der Steinachers ureigenster Stil zur vollen Entfaltung kommt.

Dieser Stil lässt sich am ehesten als „lyrische Abstraktion“ bezeichnen. Damit sind Anklänge im Steinacher’schen Werk an einen Stil gemeint, der im Widerspruch zur geometrischen Abstraktion steht: Der Malakt ist nun zumeist ein freier schöpferischgestischer Prozess. Die spontan gesetzten Zeichen, Linien und Farbflecken erscheinen als mimetische Elemente in Analogie zur Natur. Es entstehen dynamische Werke mit im Bildzentrum geballter Energie, deren Motorik ringsherum viel „Hubraum“, farbfreie Fläche und räumliche Tiefe benötigt, um wirksam werden zu können. Folgerichtig wurden aus dem Leitmotiv des in sich ruhenden Kreises die spannungsvolle Form des Ovals und schließlich die raumgreifende Spirale. Und die statische Mittelsenkrechte wich der dynamischen Diagonale.

Trotz allem bleibt Kurt Steinacher in seiner Malerei eher zurückhaltend. Er trumpft nicht pathetisch auf oder dramatisiert, sondern bevorzugt das intime Format, das zu Verdichtung und Subtilität zwingt. So erscheinen seine „Kompositionen“ oft wie Klangfiguren, wie Variationen eines Grundthemas und weisen wie bei Paul Klee oder Wassily Kandinsky eine Affinität zur Musik auf: Es treten unterschiedliche Schwingungen, Farbklänge und Stimmungen auf; trotz der Polyphonie bleibt der Zusammenklang, der Kanon gewahrt.

Dazu passt das delikate Kolorit von Steinachers Bildern, ob sie nun mit Aquarell- oder Pastellfarben gemalt sind oder in einer Mischtechnik. Ihre prinzipiell sehr subtile Strahlkraft, ein Leuchten von innen heraus, steigert sich hin zum Magischen, ja, Mystischen, wenn ein Werk auf schwarzes Papier aufgetragen oder partiell mit einer Alufolie belegt ist.

Dr. Lothar Altmann, Gilching

 

Kurt Steinacher als Zeichner
Als Bildträger dient Kurt Steinacher in erster Linie Papier jeglicher Art: reich strukturiertes Aquarellpapier, handgeschöpftes Japanpapier, von strahlendem Weiß bis zu gelblichen Tönen. Steinacher zeichnet vorzugsweise mit Rohrfeder und Tusche oder Fettkreide, aber auch mit feinem Pinsel und Stiften aller Art. Dementsprechend dominiert in seinem Werk die Linie in vielen Varianten und Stärken, ja, selbst in seiner Malerei.

Zunächst schulte sich Kurt Steinacher intensiv an der Natur, begann dann jedoch die Naturformen zu geometrisch-abstrakten Gebilden zu reduzieren. Er konstruierte nun seine Bilder streng symmetrisch zur Mittelsenkrechten und fand zu dem für sein Werk typischen Motiv des Kreises. Erstaunlich dabei ist, dass trotz aller kühl-rationalen Konstruktion
immer noch vegetabile oder figurale Formen erahnbar bleiben. Das hierbei auch verwendete Kreuzmotiv, das sich bald aus der geometrischen Starre befreite und in leichte Schwingung geriet, weist aber bereits den Weg zu einer weiteren abstrakten Phase, in der Steinachers ureigenster Stil nun zur vollen Entfaltung kam.

Dieser Stil lässt sich am ehesten als „lyrische Abstraktion“ bezeichnen. Damit sind Anklänge im Steinacher’schen Werk an einen Stil gemeint, der im Widerspruch zur geometrischen Abstraktion steht: Die spontan gesetzten Zeichen, Linien und Linienbündel assoziieren zum Teil Biomorphes. Sie können aber auch als Psychogramme seelische Befindlichkeiten des Künstlers offenbaren. Oft handelt es sich dabei um eine „Écriture automatique“, um in Sekundenschnelle hingeworfene Zeichnungen, eine automatische Niederschrift aus dem Unterbewusstsein heraus, ohne kontrollierende bzw. korrigierende Verstandestätigkeit.

Doch kann es sich bei Steinacher dabei auch um einen meditativen Akt handeln, bei dem eine „Inkarnation kosmischer Zeichen“ geschieht. Inspiriert von fernöstlicher, zenbuddhistischer Kalligraphie, entstehen so ästhetisch ansprechende Zeichnungen. Sie weisen eine Affinität zur Musik auf: Rhythmik entsteht durch Betonungen, Takte und Pausen, Harmonie durch verschiedene Akkorde und deren Auflösung. Kurt Steinachers „Kompositionen“ sind feine, unauflösliche Netzwerke, die wie Variationen eines imaginären Grundthemas wirken.

Dr. Lothar Altmann, Gilching